Zahllose Korbacherinnen und Korbacher wurden in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet. An ihr Schicksal soll mit der Smartphone-App „Gedenkportal KB“ erinnert werden. In Frühjahr 2020 entstand beim Lions-Club Korbach – Bad Arolsen die Idee, eine zeitgemäße Vermittlungsform zu finden, die an die Schicksale der Verfolgten des NS-Regimes in Korbach erinnert und gleichzeitig die Dimension der NS-Verbrechen aufzeigen soll. Für sein Vorhaben konnte der Club Dr. Marion Lilienthal gewinnen. Sie ist Initiatorin des Gedenkportals Korbach und hat sich seit fast zwei Jahrzehnten um die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in Korbach verdient gemacht. Vielfältige Publikationen, Aufsätze und Ausstellungen zeugen von ihrem großen Engagement. Der technischen Umsetzung der App nahm sich auf beeindruckende Weise Jakob Chrobacsinsky, Oberstufenschüler der Alten Landesschule Korbach, an, der sich seit mehr als einem halben Jahr mit dem Projekt beschäftigt. Kernstück der neuen App, die ab Januar 2021 allen Interessenten zur Verfügung stehen soll, sind drei unterschiedlich lange interaktive Führungen, die allein oder in Gruppen gemacht werden können und repräsentativ für einzelne Opfergruppen, Schicksale, Abläufe und Ereignisse in Korbach stehen. Erläutert wird das Schicksal des Schülers Bernhard Löwenstern der 1933 in der Korbacher Bahnhofstraße von Nazis halb totgeschlagen und im Rahmen des NS-Krankenmordes vergast wurde. Erinnert wird auch an das Schicksal des Korbacher Sozialdemokraten und Juden Louis Meyer, der bereits vor1933 judenfeindlichen Schikanen ausgesetzt war. Neben vielen weiteren Schicksalen bietet die App Informationen zu historischen Stätten der NS-Zeit. Einige Stationen enthalten auch Texte als Hörfassung. Die App beinhaltet den gesamten Funktionsumfang des Gedenkportals, wie Veranstaltungshinweise, Pressearchiv und vertiefende Hintergrundinformationen.
Wissen vermitteln mit neuer Technik
Gefördert wird das Projekt von der Kreis- und Hansestadt Korbach. Bürgermeister Friedrich begrüßt die zeitgemäße Umsetzung des Anliegens. Er betont: „Es handelt sich dabei um eine moderne Form der Gedenk-, Erinnerungs- und Informationskultur und bietet zugleich die Grundlage für jeden, unabhängig von Zeit und Raum, sich mit dem Nationalsozialismus auf regionaler Ebene auseinanderzusetzen.“ „Die App setze bei der Vermittlung dieses Wissens auf neue Technologien, ist interaktiv und passt die bereit gestellten Informationen den verschiedenen Standorten des Nutzers an“, hebt Lions-Präsident Dirk Geisler besonders hervor. „Insofern ist sie gleichzeitig nicht nur auf geschichtlich Interessierte, sondern auch auf Jugendliche mit Neigung zu den Neuen Medien und zu unkonventionellen Arten der Wissensvermittlung zugeschnitten“, betont Christoph Aßmann, Leiter der Alten Landesschule.